Der Besuch eines Häftlings in Palmas Gefängnis laufe wie in einem Netflix-Streifen, sagt Pfarrer Holmfried Braun. „Du sitzt hinter einer Scheibe und hast ein Telefon in der Hand.“ Der ökumenische Gefängnisbesuchsdienst kommt dabei immer zu zweit. Es geht darum, mit den Inhaftierten zu sprechen und ihnen mitunter bei Behördengängen zu helfen. „Wir arbeiten in diesem Sinn auch eng mit dem deutschen Konsulat zusammen“, sagt Braun. Nun in der Weihnachtszeit tritt die evangelische Gemeinde auf Mallorca gewissermaßen als Dealer in Erscheinung. Beim alljährlichen Weihnachtsmarkt am Samstag kommender Woche (14.12., ab 16 Uhr, Gemeindezentrum Arenal) verkauft der Besuchsdienst für zwei Häftlinge von ihnen gefertigte Kunstobjekte.
Acht Deutsche sitzen derzeit auf den Balearen in einer Justizvollzugsanstalt ein – sechs Männer und zwei Frauen. Einer von ihnen ist auf Ibiza inhaftiert, die restlichen in Palma. „Jesus sagte, geh zu den Gefangenen ins Gefängnis. Ich weiß, dass die Leute Scheiße gebaut haben. Ich nehme sie aber so an, wie sie sind. Sie bleiben Menschen und brauchen Hilfe“, sagt Braun. Immer wieder komme es vor, dass ein Häftling seine Geschichte erzähle. „Mir ist es meist lieber, wenn ich sie nicht kenne. Dann kann ich offener sprechen. Manchmal platzt es aber einfach so aus den Leuten raus.“
Nicht wenige würden anfangs skeptisch gucken, wenn der Kirchenonkel zu Besuch kommt. Sie befürchten einen religiösen Vortrag. „Dabei bieten wir den Besuchsdienst unabhängig vom Glauben an. Wir wollen niemanden in erster Linie zum Christentum bekehren“, sagt Holmfried Braun. Im Endeffekt seien die Gespräche fast immer willkommen. „Manche Häftlinge arbeiten aber. Wenn da mal ein stressiger Tag ansteht, kann es sein, dass der Inhaftierte keine Zeit hat.“
Kaum deutsche Nachrichten im Gefängnis auf Mallorca
Für die evangelische Gemeinde ist Zeit weniger das Problem. „Wir kommen einmal im Monat, könnten aber auch öfter hingehen. Da gibt es von der Gefängnisleitung aus keine Grenzen“, sagt der Pfarrer. Oftmals würden ihn die Gefangenen fragen, was es Neues in Deutschland gibt. Im Gefängnis laufen nur spanische Nachrichten. Deutsche Zeitungen beziehen nicht alle. Wenn, dann kommen sie verspätet. „Fußball, Politik, Wetter – die Palette an Themen ist breit.“ Die Gemeinde hilft auch den Angehörigen, sich für Besuche oder Anrufe zu akkreditieren. In der kommenden Woche gibt es zudem ein Adventstreffen ganz ohne Trennscheibe.
„Seit zwei Jahren betreuen wir zwei künstlerisch begabte Inhaftierte“, sagt Braun. In ihrer Zelle oder in Werkstätten können sie sich hinter Gittern austoben. Einer malt, der andere fertigt Holzschnitzereien an. Die Gemälde hat die Gemeinde nun als weihnachtliche Postkarte drucken lassen. Das Geld für die Materialien legt der Besuchsdienst aus. Die Kosten werden von den Einnahmen abgezogen. Der restliche Betrag geht an die Inhaftierten.
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