Hier erfahren Sie, welche Frauen die Kirchengeschichte der Insel prägten

Wenn Sie sich sonst im Museum eher weniger für gotische Malerei oder Heiligenfiguren erwärmen können, seien Sie versichert: Diese Schau ist anders, und sie ist wirklich spannend. Das vom Meer aus gesehen rechts neben der Kathedrale gelegene Museu d’Art Sacre de Mallorca beherbergt seit dem 15. Mai im ersten Stock eine Sonderausstellung, die den Frauen des Christentums auf der Insel gewidmet ist. Zwei Jahre Arbeit stecken in dem Projekt von Cristina Ortiz, Marta de Castro und Aina Rotger. Die drei Kuratorinnen sammelten Material aus acht mallorquinischen Klöstern und von diversen Museen und stellten ihre Schätze in einen sinnvollen, chronologischen Zusammenhang. Dazu gibt es genau die richtige Dosis an Infos zum Kontext, jeweils auf Katalanisch, Spanisch und Englisch.
Unter den 36 Exponaten befinden sich teils noch nie gezeigte Objekte. So hatten die Nonnen von Santa Clara eine „caixa de novícia“ aus dem 16.–17. Jahrhundert bislang gar nicht für ausstellungswürdig befunden. Es handelt sich um eine kleine Truhe, in der eine Novizin ihre zum Eintritt in das Kloster nötige Mitgift und persönliches Hab und Gut verwahrte. Auch das Fragment einer Predella – ein hölzerner Sockel unter dem Altaraufsatz –, das aus dem ältesten, 1232 gegründeten Kloster Santa Margalida stammt, ist ein kleines Juwel.

Eine „caixa de novícia“. / B. Ramon
Einige Frauen vollbrachten große Taten
Die Schau reicht von den frühesten Zeugnissen des Christentums, abgedeckt durch Repliken von Grabsteinen aus dem 4.–6. Jahhundert, bis hin zu Exponaten aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Besucher erfahren, wie Frauen einst eine fundamentale Rolle in den ersten Gemeinschaften von Gläubigen spielten, die im Mittelalter stark eingeschränkt wurde. Ein Ziel der Ausstellung ist, die weibliche Präsenz im Christentum sichtbar zu machen, ihr eine Stimme und ein Gesicht zu geben. Denn obwohl die meisten der Frauen anonym bleiben sollten, gelang es doch einigen, Prestige und Einfluss zu erlangen und große Taten zu vollbringen. Ihre Geschichten werden hier erzählt und mit Porträts und Exponaten illustriert.
Protagonistinnen sind unter anderem die facettenreiche Elisabet Cifre de Colonya (1467–1542), Gründerin der ersten Mädchenschule La Criança – sie unterrichtete Frauen in Latein, war spirituelle Ratgeberin, Heilerin, Hebamme und Prophetin. Oder auch Mallorcas erste Schriftstellerin, Margarida Mas (1649–1700), bekannt als Anna María del Santíssim Sagrament, die mit ihrem Kommentar zum Werk von Ramon Llull zur bedeutendsten Autorin der katalanischen Barock-Literatur wurde – die älteste Abschrift ihres mehr als 700-seitigen Manuskripts ist in der Schau zu sehen.

Blick in den Ausstellungsraum. / B. Ramon
Mallorcas einzige Heilige: Catalina Tomàs
Ein ganzer Raum ist natürlich Mallorcas einziger Heiliger gewidmet: der in Valldemossa geborenen Catalina Tomàs (1531–1574). Ein Lebensweg als Nonne blieb meist Frauen aus wohlhabenden Familien vorbehalten. Die aus bescheidenen Verhältnissen stammende Mallorquinerin trat im Alter von 21 Jahren dank der Fürsprache eines Paters ins Kloster Santa Magdalena ein. Schon zu Lebzeiten wurde die mit Visionen gesegnete Catalina für ihre Frömmigkeit und Weisheit verehrt. Davon zeugt eines der rührendsten Exponate der Schau: eine Vitrine mit Votivbildern, in denen Gläubige der Heiligen Dank aussprechen. Eines erzählt etwa in Bildern von einer Frau, die offenbar eine Treppe hinabstürzte, das Bett hüten musste und schließlich geheilt wurde.
Ab dem 19. Jahrhundert rückte die karitative Arbeit der Nonnen mehr in den Vordergrund. Ihr widmete sich etwa die in ihrem Heimatort Sencelles hochgeschätzte Sor Francinaina Cirer (1781–1855). Aus noch jüngerer Zeit ist Alberta Giménez (1837–1922) eine bemerkenswerte Figur: Sie leistete als Leiterin des (später nach ihr umbenannten) Colegio de La Pureza viel für die Bildung – mit einer fortschrittlichen Pädagogik, die auf Partizipation, Autonomie und Kreativität setzte.
„Dones al món cristià. Una visió des de la perspectiva mallorquina“, bis 31. Oktober, Museu d’Art Sacre de Mallorca, Carrer del Mirador, 5, Palma. Mo.–Fr. 10–16.45 Uhr, Sa. 10–14.15 Uhr, Eintritt: 5 Euro (diverse Rabatte).
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