Diese bewegenden Filme zeigt das MajorDocs-Festival in Palma

„Gut Ding will Weile haben“ – das könnte das Motto des Dokumentarfilmfestivals MajorDocs in Palma sein. Das bedeutet nicht, dass die Filme, die im CineCiutat vom 25. bis 29. November gezeigt werden, besonders lang wären, sondern vielmehr, dass Festivalleiter Miguel Eek seinem Publikum die Zeit geben möchte, sich alle acht Langfilme und zehn Kurzfilme anzuschauen und sich anschließend bei einem Bier im „Espacio MajorDocs“ neben dem Programmkino mit anderen über Kunst und Film auszutauschen.
Die Filme der sechsten Ausgabe sind vielfältig: Arthouse-Dokumentarfilme, in denen sich die Geschichten langsam entfalten. Die Drehorte sind fast so unterschiedlich wie die Themen – von Senegal, Ukraine und Kuba bis hin zu mentaler Gesundheit, Krokodiljägern und Alltag im Krieg. „Kein Film wird Sie kaltlassen“, verspricht Miguel Eek, der selbst Dokumentarfilmregisseur ist. Wir haben uns mit einigen Tipps von ihm einen Überblick über das Programm verschafft.
Bilder, die im Kopf bleiben
„Al oeste, en Zapata“ (Im Westen, in Zapata) begleitet das Ehepaar Landi und Mercedes im Sumpfgebiet der Zapata-Halbinsel im Südwesten Kubas. Mitten in der Pandemie mangelt es an Nahrung. „Der Protagonist zieht los, um allein Kaimane zu jagen und für seine Familie zu sorgen“, erzählt Eek. Der kubanische Regisseur David Bim drehte den kompletten Film in Schwarz-Weiß – es seien sehr kraftvolle Bilder, so der Festivalleiter.

„Al oeste, en Zapata“ läuft am 26. und 29.11. / MajorDocs
Pandemie der seelischen Krise
„Action Item“ hat Berlin als Schauplatz. Die slowakische Regisseurin Paula Ďurinová richtet ihren Fokus auf eine andere Pandemie, die der mentalen Gesundheit. Indem sie ihre eigene Erfahrung mit der anderer Menschen verknüpft, will sie die systemische Natur des Unbehagens offenlegen. „Es geht dem Film darum, ein Stück weit gemeinsam zu teilen, worin diese Herausforderungen bestehen und was mit den Menschen los ist“, sagt Eek.

„Action Item“ läuft am 28. und 29.11. / MajorDocs
Ukraine ist europa
Der Film „Songs of Slow Burning Earth“ führt die Zuschauerinnen und Zuschauer in den Alltag in der Ukraine in den ersten beiden Jahren des russischen Angriffskrieges. Die ukrainische Regisseurin Olha Zhurba reist durch ihr Heimatland und filmt keine Frontbilder, sondern fängt mit der Kamera ein, wie die Menschen leben, welche Ängste sie haben – und welche Träume geblieben sind. Miguel Eek regt der Film dazu an, „über unsere Rolle als Europäer nachzudenken“.

„Songs of Slow Burning Earth“ am 28.11. / MajorDocs
Ruinen der Erinnerung
Hinter „Liti Liti“ des senegalesischen Regisseurs Mamadou Khouma Gueye steckt eine zutiefst persönliche Geschichte. Der neue Schnellzug TER fährt durch Guinaw-Rails. Es ist das Viertel seiner Kindheit, und es wird gerade abgerissen. Gueye begleitet seine Mutter in einer Lebensphase, in der vierzig Jahre Erinnerungen nach und nach verschwinden. „Zwischen den Trümmern der jüngsten Vergangenheit sucht der Film nach einem Verständnis für die komplexe Realität afrikanischer Staaten und ihre postkolonialen Herausforderungen“, heißt es in der Programmbeschreibung.

„Liti Liti“ läuft am 26. und 29.11. / MajorDocs
Digitale Welten
Bei „Real“ geht es für Eek um „Parallelwelten“. Die italienische Regisseurin Adele Tulli zeigt in ihrem Film, wie Menschen immer tiefer in digitale Welten eintauchen – auf der Suche nach Glück, Reichtum oder Beziehungen – und dabei den Kontakt zur Außenwelt zunehmend verlieren. Gedreht hat sie den Film in verschiedenen Ländern, unter anderem in Deutschland und Südkorea.

"Real“ läuft am 27.11. / MajorDocs
Rückeroberte Geschichte
„Fiume o morte!“ des kroatischen Regisseurs Igor Bezinović spielt in seiner Heimatstadt Rijeka, die 16 Monate lang von Italien besetzt war. In einer Mischung aus Komödie und Historienfilm lassen die heutigen Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt die Geschichte dieser Besatzung neu aufleben. Der Film reist zurück ins Jahr 1919 und zeigt, wie unterschiedlich Menschen sich zu „ihrer“ Geschichte verhalten – zwischen Stolz, Distanz und Ironie. „Der Film regt zum Nachdenken an – über Europas Vergangenheit, aber auch über seine Zukunft, mit dieser Idee einer ständigen Bedrohung, die jederzeit kommen könnte“, sagt Eek.

„Fiume o Morte“ läuft am 27.11. / MajorDocs
Zehn Monate im Kokaintal
Der peruanische Regisseur Paolo Tizón begleitete für den Film „Vino la noche“ (Die Nacht ist gekommen) zehn Monate lang eine Spezialeinheit der peruanischen Luftwaffe durch die Kokain-Täler in Zentral-Peru. Er dringt in eine geschlossene Welt ein, geprägt von jungen Männern, die „inmitten der Härte Mitgefühl und Fürsorge füreinander zeigen“, wie es in der Programmbeschreibung heißt.

„Vino la noche“ läuft am 26. und 29.11. / MajorDocs
Ebenso wie „Al oeste, en Zapata“ ist „Vino la noche“ ein Regiedebüt. Miguel Eek entscheidet sich bewusst häufig für Erstlingwerke. „Sie haben einen frischen Blick und sind ungezähmter, aber auch mit viel Geduld, Sorgfalt und Freiheit gemacht“, erklärt der Regisseur.
Rund 400 Filme reichten Filmemacherinnen und Filmemacher aus aller Welt ein. Bei der Auswahl sei ihm wichtig, dass die Themen aktuell sind, „aber auch in Zukunft noch relevant bleiben“. Eine ebenso große Rolle spielt für Eek der künstlerische Anspruch – Filme, „wo die Kunst über der Vermittlung von Wissen steht“, nennt er das.
Seit zwei Ausgaben zeigt das Festival auch balearische Kurzdokumentarfilme. Die Produktionsfirma Mosaic von Eek hat fünf der zehn Beiträge im kreativen Prozess begleitet. Die Regisseurinnen und Regisseure erzählen Geschichten von ihren Heimatinseln, etwa im Kurzfilm „Feix“: Regisseur Antoni Guiscafrè Rosselló erzählt von den Palmwedelsammlern in Capdepera. Andere balearische Talente oder bereits etablierte Filmschaffende richten den Blick in die Welt hinaus, wie im Kurzfilm „DOM“ von Xavi Herrero Daroga über die Dom-Kaste in Indien, die in den Verbrennungsanlagen von Varanasi arbeiten muss.
„Die Kurzfilme starten jeden Tag um 16.30 Uhr, die Langfilme jeweils um 18 und 20.15 Uhr, beides im Programmkino CineCiutat“, sagt Miguel Eek. Jeden Tag laufen drei bis vier Kurzfilme. Vormittags gibt es im Hof des Kulturzentrums La Misericòrdia in Palma um 10 Uhr diverse Masterclasses und um 12 Uhr sogenannte DocSessions – unter anderem mit dem britischen Filmemacher Ben Rivers („A Spell to Ward Off the Darkness“), der Psychoanalytikerin Lola López Mondéjar sowie dem Ton-Editor Philippe Ciompi.
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