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Ein Konzertbesuch bei Lyra’s Hëll

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In der schicken Lokalität im Gewerbegebiet würde man eher eine Party mit House-DJ erwarten. Doch der Sunset Club in Palma füllt sich an diesem Freitagabend (11.10.) mit „Metalheads“. Einige von ihnen sind schon älteren Semesters und vermutlich vor allem wegen der Hauptband Cartesian Ghost gekommen. Doch zu Beginn hat eine charismatische Frauengruppe die Menge voll im Griff: Lyra’s Hëll. Frontsängerin und Gitarristin Cøral Hëll klingt wie eine griechische Göttin, die schnell noch mit Hades einen Whisky in der Unterwelt gekippt hat, bevor sie nun mit ihrer kraftvoll-rauchigen Stimme den Raum mit „Hard Glitter Rock“ verzückt. Flankiert wird sie von den mähnenschüttelnden Musikerinnen Annîe Limbo (Gitarre), Drea Infêrno (Bass) und Paola Spårk, wobei Letztere fast blind das Schlagzeug malträtiert, weil ihr vor lauter Energie die blaue Perücke ins Gesicht rutscht.

Die Band wirkt so eingespielt, dass man kaum glauben kann, wie jung sie noch ist. Im Dezember 2023 hat sich Lyra’s Hëll in den Probenräumen von Es Gremi gegründet, erst Ende Juni gab sie ihr Livedebüt. Nun haben die Ladys direkt den „Concurs Pop Rock“ aufgemischt und sich im Finale des Musikwettbewerbs durchgesetzt – als erste Frauenband, die zudem noch eine härtere Musikrichtung spielt. Der Auftritt im Sunset Club ist der erste nach ihrem Sieg in Ses Voltes. Sie schwebten immer noch auf Wolke sieben, sagen die Musikerinnen vor dem Konzert, diesen Erfolg müssten sie erst einmal verarbeiten. Wobei das natürlich ein großer Ansporn sei: „Wir wollen jetzt weiter hart arbeiten, neue Songs herausbringen und Konzerte spielen“, sagt Cøral Hëll.

Lyra's Hëll nach ihrem Sieg beim Concurs Pop Rock.

Lyra’s Hëll nach ihrem Sieg beim Concurs Pop Rock. / Manu Mielniezuk

Ein Mix aus Punk, Rock, Metal und Grunge

Alle Mitglieder waren zuvor schon in anderen Formationen wie Rockmetallady, Yoko Factor oder Vanity Rose aktiv. Und drei von ihnen sind sogar miteinander verwandt – Hëll ist quasi das Adoptivkind. „Ich drücke uns musikalisch zunächst meinen Stempel auf, wenn ich die Songs komponiere“, räumt die Sängerin ein, die selbst mehr aus der Metal-Szene kommt. „Aber das Coole ist: Wenn ich sie dann den anderen präsentiere, bringt jede von uns ihren Stil und ihre Art zu spielen ein.“ Genau das macht den Sound so vielseitig und interessant: Punk, Rock, Metal, Grunge – die Elemente fügen sich zu einem Mix zusammen, der auch deshalb so gut funktioniert, weil alle Mitglieder sich sichtlich damit identifizieren und Spaß daran haben.

Für alle sei zudem von Anfang an klar gewesen, dass sie eine richtige Show liefern wollen. Dass jede von ihnen dazu eine eigene Bühnenfigur mit schillerndem Namen erfunden hat, nahm seinen Ursprung mit „Paola Spårk“. Dahinter steckt nämlich Pablo Herrero, der sich abseits des Rampenlichts als Mann identifiziert. Für die Band verwandelt er sich mit viel Leidenschaft in eine Frau – und versteckt den Bart hinter einer nietenbestückten Maske. Die auffälligen Outfits mit Netzstrümpfen, Harnisch, Lack und Leder gehören bei Lyra’s Hëll dazu.

Funkelnder Hoffnungsschimmer für die Szene

Das Gesamtpaket kommt nicht nur bei den Rocker-Veteranen und dem mutmaßlichem Mainstream-Publikum des Wettbewerbs an. Auch die vierjährige Candela ist heute mit ihrer Mutter zum Konzert gekommen. Die Band ist ebenso begeistert von ihrem jüngsten Fan wie umgekehrt. Sie widmet der Kleinen einen Song, schenkt ihr auf der Bühne eine Sonnenbrille. „Das sind die neuen Generationen!“, ruft die Frontsängerin. Den Musikerinnen ist die Funktion als weibliche Vorbilder sehr wichtig: „Viele Frauen werfen aus Zeitmangel das Handtuch, wenn Kinder ins Spiel kommen. Ein Jammer“, sagt Annîe Limbo. Abgesehen davon ist die Band ein Hoffnungsschimmer für die lokale alternative Musikszene, die durch die Schließung des Tunnel Rock Club erst kürzlich wieder einen Tiefschlag einstecken musste. Ein funkelnder Hoffnungsschimmer, der Lust auf mehr macht.

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