Esblank ist so etwas wie der Blankoscheck unter den Ausstellungsräumen in Palma: 100 Quadratmeter Fläche und weiße Wände, die sich nach Bedarf für verschiedenste Projekte anpassen lassen. Sara G. Arjona, die zuvor 13 Jahre lang in Galerien gearbeitet hatte, eröffnete den Raum im Carrer Manacor, 77, vergangenen September – um ihre eigene Vision zu verwirklichen, die von Vorbildern in den USA inspiriert ist: „Wir bieten Residenzen und ein Beratungsprogramm für Künstler an. Wir laden sie ein, hier zu arbeiten, sehen uns aber auch an, an welchem Punkt in ihrer Karriere sie stehen und wie wir sie unterstützen können“, erklärt Arjona. Manche seien etwa auf der Suche nach einer Galerie, andere bräuchten Kontakte zur lokalen Kunstszene.
Zwar gibt es auch bei Esblank Ausstellungen, und man kann die Werke kaufen, doch weist das Modell viele Unterschiede zu einer klassischen Galerie auf: „Ich vertrete die Künstler nicht, wir arbeiten nur für eine bestimmte Zeit zusammen“, so die Leiterin. Zudem hätten die Künstler bei ihr Autonomie bei allen Entscheidungen – und nutzten den Ort gezielt als Inkubator für ihre Weiterentwicklung. Im Übrigen gehe es bei einem Residenzprogramm „anarchistischer“ zu als in einer Galerie, die stets ihrer Linie treu bleiben sollte: Junge Talente haben ebenso die Chance wie Künstler, die bereits auf dem Markt Fuß gefasst haben.
«Thermal Nature»: Ausstellung von Paula Anta
Die am 1 1. Juli eröffnete Ausstellung der international renommierten, spanischen Künstlerin Paula Anta ist die letzte vor der kurzen Sommerpause – und ein gewisser Sonderfall, da die Werke nicht auf Mallorca produziert wurden. „Thermal Nature“ heißt die Schau, die dank der Kulturförderung aus Madrid zustande kam und nun passenderweise in den heißesten Monaten des Jahres Denkanstöße zum Thema Temperaturanstieg und Klimawandel liefert. Sie umfasst Werke aus drei verschiedenen Serien, wobei die titelgebende laut der Künstlerin selbst die bedeutendste ist: Paula Anta druckte Fotografien – symbolträchtig und mit Spiegeleffekt, der an die Selbstreflexion des Betrachters appelliert – auf Thermo-Decken, die jeweils ein Diptychon bilden.
Die Motive sind Wurzeln und Äste aus empfindlichen Ökosystemen wie Mangroven. Trockene Flüsse fördern Verborgenes zutage, was sich sonst unter Wasser befindet – nicht nur die Pflanzen, sondern auch Abfälle. Die linke und die rechte Seite wirken auf den ersten Blick, als passten sie genau zusammen, in Wahrheit sind die Fotos aber an verschiedenen Orten entstanden. Anta unterstreicht damit das Universelle hinter der Problematik.
Wurzeln und Bäume
Das zweite Projekt, „Uproot“, zeigt Nahaufnahmen der Wurzeln umgestürzter Bäume. „Auch hier interessierte mich das, was ansonsten unsichtbar ist“, erklärt die Künstlerin bei der Vernissage. Vor schwarzem Hintergrund bekommen die Motive etwas Abstraktes, erinnern an Sterne, Sandhügel oder Mineralien. Die hier gezeigten Wurzeln stammen allesamt aus Washington, doch Anta fotografierte schon Bäume aus aller Welt – sogar aus dem deutschen Westerwald.
Abgerundet wird die Schau durch ein Video des Projekts „Hoist“: Hier pflanzte die Künstlerin umgestürzte Bäume wieder am Flussufer ein, als symbolische Wiederherstellung eines Gleichgewichts. In diesem Kontext entfalten angehängte Thermo-Decken eine Schutzfunktion – und schaffen neue Formen, wenn sie im Wind tanzen.
Esblank, Paula Anta: „Thermal Nature“, bis 16. August, Mi. 17-20 Uhr, Do.-Fr. 10-14 Uhr, Carrer de Manacor, 77, Palma, esblank.com.
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