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Die Ruhe, die seinen Bildern innewohnt

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Vielleicht war es der Umstand, dass Toni Catany Autodidakt war, angetrieben von einer unstillbaren Experimentierfreude, der dazu führt, dass sein fotografisches Œuvre so vielfältig ist. Von Stillleben bis zu Reisebildern hat sich der 2013 verstorbene Fotograf aus Llucmajor in zahlreichen Genres ausprobiert. Dennoch kommt sein Werk nicht willkürlich daher, sondern wirkt trotz der vielfältigen Techniken, Genres und Ausdrucksformen stimmig. Womöglich ist es diese Ruhe, die allen seinen Arbeiten innewohnt, die den gemeinsamen Nenner ausmacht. Und die ein Foto unmissverständlich zu einem Catany-Foto macht, unabhängig davon, ob es die Kanäle in Venedig, einen aufgeschnittenen Granatapfel oder das Gesicht einer Person in Indien zeigt.

Sechs wesentliche Aspekte

Von der Vielfalt dieses fotografischen Schaffens handelt die neu eröffnete Dauerausstellung im Internationalen Fotografiezentrum Toni Catany in seinem Heimatdorf Llucmajor. Unter dem selbstbewussten Titel „Toni Catany: una història de la fotografia“ (Toni Catany: eine Geschichte der Fotografie) ist die Schau in sechs thematische Bereiche aufgeteilt. Jeder von ihnen stellt einen wesentlichen Aspekt von Catanys Werk dar: die Lehrjahre, die Porträts, die Reisefotografien, die Stillleben, die archäologischen Fotografien sowie die Aktbilder.

Die Ruhe, die seinen Bildern innewohnt

Die Ruhe, die seinen Bildern innewohnt / Fundació Toni Catany

Gepaart werden die Bilder Catanys mit Fotografien, die aus seinem großen Bildarchiv stammen. Hier sind große Namen dabei. Robert Doisneau ist ebenso vertreten wie Jan Saudek oder Man Ray. Je nach Kontext stellen sie einen Kontrapunkt zu den Arbeiten des Mallorquiners dar – oder ergänzen sich durch die ähnliche Bildsprache und die vergleichbare Komposition.

Obwohl sich Catany in vielen Disziplinen einen Namen gemacht hat, ist das Stillleben seine Paradedisziplin. Ihm ist der größte Raum in der Ausstellung gewidmet, hier stammen die meisten Bilder von ihm und weniger von anderen Fotografen. Auch dank der klugen Hängung durch die Ausstellungsmacher zeigen die Bilder die ungeheure Kraft dieses fotografischen Genres, das man leicht als langweilig oder zu wenig actionreich abtun könnte. Catanay spielt nicht nur mit den dargestellten Gegenständen, sondern auch mit den Farben, den Techniken und den Stilmitteln. Manche Bilder wirken sorgfältig arrangiert, geradezu studiert, andere kommen eher wie ein Schnappschuss daher. Manche der ausgestellten Polaroids wurden nachträglich bearbeitet, verzerrt, sodass sie fast wie Gemälde wirken.

l Toni Catanys Stillleben zeichnen sich durch eine große Vielfalt aus. Manche sind – wie in diesem Fall – nüchtern,
fast klinisch. Anderen wohnt  eine große poetische Bildsprache inne.
l Aktbilder waren eine weitere Leidenschaft. Catany stellte Körper dar, die „wie Götter
sind“: „Zum Bewundern, nicht zum Anfassen.“   | FOTOS: TONI CATANY/
FUNDACIO TONI CATANY

Aktbilder waren eine weitere Leidenschaft. Catany stellte Körper dar, die „wie Götter sind“: „Zum Bewundern, nicht zum Anfassen.“ / FOTO: TONI CATANY/ FUNDACIO TONI CATANY

Eine zeitlich befristete Erfindung

Ein Catany-Zitat in diesem Raum besagt, dass das Stillleben eine zeitlich befristete Erfindung sei, die mittels verschiedener Objekte ein Gefühl ausdrücke. Die Fotografie erfasse diesen einen Moment, der alsbald verschwindet. „Es bleibt allein das aufgenommene Bild, das in anderen Menschen andere Gefühle auslöst.“ Es ist die Quintessenz zweier Aspekte einer persönlichen Philosophie, die sich auch in anderen Bereichen der Ausstellung wiederfinden. Zum einen die Besessenheit von Zeit und Vergänglichkeit – ein Antrieb, sich auf archäologisch-fotografische Schatzsuche zu begeben und jene Ruinen abzubilden, die als Zeitzeugen unserer kollektiven Geschichte erhalten sind.

Zum anderen drückt sich darin aber auch die Überzeugung aus, dass die eigentliche Kraft der Fotografie darin begründet liegt, beim Betrachter Emotionen auszulösen. Dazu passt dann auch ein weiteres Zitat in dem Raum mit den Porträts: „In einem Porträt muss die dargestellte Person, unabhängig davon, wer sie ist, jemand anders erscheinen können. Der Betrachter muss vom Gesicht fasziniert sein – und es mit der eigenen Fantasie betrachten. Ein Schuster muss wie ein König wirken – und umgekehrt. Ein gutes Porträt kann im Detail lügen, ohne im Ganzen die Wahrheit zu verschweigen.“

So beweist die Ausstellung in Llucmajor erneut, dass Toni Catanys Arbeiten auf den ersten Blick ernst und streng wirken mögen. Lässt man sich aber auf sie ein, kommt ihr ganzes spielerisches Potenzial zum Tragen.

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