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Die britische Sopranistin Catherine Foster über ihre Hauptrolle in «Turandot»

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Das Teatre Principal hat am 21.10. noch eine Zusatzaufführung für die Oper „Turandot“ angesetzt. Ein Grund für den Ansturm auf die Karten mag die hochkarätige Besetzung der Protagonistin sein: die britische Sopranistin Catherine Foster, die besonders für ihre Wagner-Rollen berühmt ist. Vor ihrer Bühnenkarriere war die charismatische und lebensfrohe Sängerin, die seit mehr als 20 Jahren in Weimar lebt, Hebamme und Krankenschwester. Nun gastiert Foster erstmals auf Mallorca.

«Traditionell, aber mit einem Twist»

Wie waren Ihre ersten Probentage in Palma?

Es ist so schön, die Begeisterung des Direktors Miquel Martorell zu sehen – es ist ja seine erste Spielzeit und „Turandot“ seine Lieblingsoper. Dieser Enthusiasmus und diese Energie sind das, worum es bei Musik geht. Er hat alle damit angesteckt: Jeder hier freut sich enorm auf das Stück. Das macht die Arbeit so viel leichter, obwohl es extrem lange Tage sind.

Welchen Eindruck haben Sie bislang von dieser neuen Produktion, im Vergleich zu anderen „Turandot“-Inszenierungen?

Ich vergleiche nicht gern und versuche immer, ganz unvoreingenommen zu sein. Die Regisseurin Alessandra Premoli hat ein sehr überraschendes Konzept. Die Inszenierung wird zwar traditionell, aber mit einem Twist. Und sie ist sehr gut! Auch die Kostüme sind atemberaubend. Wir werden sehen, wie viel Bewegungsfreiheit ich darin habe …

Turandot: unerreichbar und geheimnisvoll

Was fasziniert Sie an dieser Oper und an der Figur Turandot?

Sie ist vor allen Dingen eines: unerreichbar und geheimnisvoll. Letztlich ist Turandot ein Mensch wie jeder andere, aber sie hat diese Mauern um sich errichtet. Der Prinz Calàf überwindet die Mauern, weil Turandot in seinen Augen etwas sieht, das sie nie zuvor gesehen hat. Er fordert das Schicksal heraus, und er will Turandot. Doch möchte er sie beherrschen, ihre Liebe gewinnen oder eine echte Partnerschaft? Hier kommt es darauf an, in welche Richtung die Regie gehen will.

Welche Versionen sind Ihnen dabei besonders im Gedächtnis geblieben?

In einer extremen Version, bei der ich mitgespielt habe, hat Turandot ihren Vater getötet und Calàf das Messer gereicht, mit dem er auch seinen Vater tötet. Dann gab es eine Version, in der sie fest daran glaubte, dass er sie liebt. Damit hatte ich meine Schwierigkeiten. Oder es gab Versionen, in denen sie es leid war, allein zu sein. Das ist für mich sehr menschlich. Das Reich braucht einen Erben, und Turandot hat nun tatsächlich jemanden gefunden, dem sie auf einer bestimmten Ebene begegnen kann. Zwar sagt sie am Ende, sein Name sei „Liebe“, aber das Liebeselement bringt die Figur Liù ein. Obwohl Turandot auf ein Podest gestellt wird, ist Liù die Unerreichbare. Sie ist so unschuldig, rein und gibt ihr Leben für Calàf, damit er seinen Namen nicht preisgeben muss. Das tut er am Ende aber sowieso, also wozu das alles? Es gibt so viele Richtungen, die man bei dieser Oper einschlagen kann. Und ich glaube, Puccini selbst wollte sich nicht für eine Richtung entscheiden.

Catherine Foster.

Catherine Foster. / Uwe Arens

Sie sprachen eben vom Menschlichen. Ist es Ihnen wichtig, der „Eisprinzessin“ bei aller Distanziertheit etwas Wärme zu verleihen?

Menschen sind nicht einfach so, wie sie sind. Sie haben eine Geschichte. Selbst wenn sie abgrundtief böse sind, werden sie an irgendeinem Punkt in ihrem Leben jemanden oder etwas gehabt haben, das sie liebten. Die menschliche Natur bedeutet, dass man die Wahl hat, ob man nett, unhöflich oder gar schrecklich ist. Und Turandot entschied sich, kalt und distanziert zu sein, weil ihr das Sicherheit gibt. Es ist ihre Schutzmauer. Aber wenn Sie meine Augen beobachten: Darin wird sehr viel passieren. Da ich mich physisch wenig bewegen soll und auch durch mein Kostüm eingeschränkt bin, spielt sich alles in meinen Augen ab. Sie werden eine Menge erzählen.

«Brünnhilde ist wunderbar. Ich liebe sie!»

Ihre Paraderolle ist Wagners Brünnhilde. Wie hat sich Ihre „Beziehung“ entwickelt?

Brünnhilde ist wunderbar. Ich liebe sie! Sie ist definitiv mit mir zusammen gewachsen. Ich habe sie erstmals 2007 verkörpert, sie begleitet mich also schon 17 Jahre. Und ich entdecke noch immer jedes Mal neue Facetten: an ihrem Charakter, an der Musik. Das hängt auch von meinem Gegenüber und von der Regie ab. Ich war für jeden Wotan, mit dem ich jemals gesungen habe, eine andere Brünnhilde. Und ich habe jede einzelne Aufführung genossen. Brünnhilde ist die einzige Figur im „Ring“, die emotional reift. Natürlich hat man vorgefasste Meinungen. Elektra, Turandot, Brünnhilde: Das sind in jedem Fall sehr starke Frauen. Aber für eine Produktion muss man entscheiden, welche Charaktereigenschaften man betonen wird. Ich habe eine Tochter, die jetzt 21 ist und studiert, und ich habe mir einige Dinge aus ihren Entwicklungsphasen abgeschaut. Und meine Elektra setzt sich aus drei Patientinnen zusammen, die ich als Auszubildende betreute. Es ist eine Studie der menschlichen Emotionen und der menschlichen Natur, der guten und der schlechten Seite.

Was nehmen Sie von den diesjährigen Bayreuther Festspielen mit, dem „Ring“ von Valentin Schwarz, für den Sie 2025 erneut singen?

Oh, ich habe es geliebt! Er hat ein tolles Konzept, das sehr modern und ganz anders ist als der „Ring“ von Frank Castorf. Das ist der Punkt bei diesem Stoff: Er lässt sich in jede Ära und jedes Land übertragen. Denn im Endeffekt ist es die Geschichte einer reichen Familie. Bei Schwarz war es eine extrem reiche und mächtige Familie, mit durch und durch narzisstischen Walküren, die von ihrem Aussehen besessen sind. Ich weiß, dass manche, die sich das Traditionelle wünschen, enttäuscht sind, aber ich denke auch, dass es gut ist, die Menschen zum Nachdenken anzuregen. Es war wieder einmal eine fantastische Erfahrung!

«Turandot» (G. Puccini), 21., 23., 25. und 27. Oktober, Teatre Principal, Carrer de la Riera, 2, Palma. Restkarten ab 10 Euro unter: teatreprincipal.koobin.com.

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