Ihn bloß auf Jazz zu reduzieren, würde Egberto Gismonti nicht gerecht werden. Der brasilianische Multiinstrumentalist passt so gar nicht in eine Nische. Der Musiker, der am Sonntag (24.1 1.) um 21 Uhr im Rahmen des Jazz Voyeur Festival im Konservatorium in Palma auftritt, verbindet laut dem Musikkritiker Martin Kunzler in seinen Kompositionen „Folklore, moderne Kammermusik und Jazz“ und bringt sie „auf den Nenner einer völlig eigenständigen Musik“. So unterschiedlich wird seine Musik wahrgenommen, dass – zumindest erzählt man sich das – sein Album „Dança dos cabeças“ von 1977 in England einen Preis als Pop-Album bekam, in den USA in der Kategorie Folk und in Deutschland gar in der Klassik-Sparte.
Der Mann der keine Genres kennt
Unabhängig davon, ob das stimmt oder nicht, Gismonti war stets einer, der Musik als Ganzes erfassen wollte. Als Kind lernte er zunächst Klavier, spielte aber auch Klarinette, Flöte und Gitarre. Letztere sollte sein Paradeinstrument werden. Dabei wurden ihm die sechs Saiten bald zu wenig, um seinen musikalischen Einfällen Ausdruck zu verleihen. Im Jahr 1973 ließ er sich eine Gitarre mit acht Seiten bauen. Auch das wurde ihm zu wenig. Heutzutage flitzen seine Finger über zehn Saiten.
Auch auf die etablierten Musikgenres hat sich Gismonti nie beschränken wollen. Er reiste ins Amazonasgebiet, um mit den dortigen indigenen Völkern in Kontakt zu kommen. Wochenlang soll er sich etwa in der Hochebene des Flusses Xingu aufgehalten und dort seine Flöte gespielt haben, bis ihn der Stamm der Yawalapiti einlud, bei ihnen zu leben und zu musizieren. Die Einflüsse verarbeitete er später in seinen eigenen Kompositionen.
Tickets (23 Euro) unter jazzvoyeurfestival.es
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