In diesem Fitnessstudio auf Mallorca trainieren Sie nicht nur Ihre Muskeln – sondern auch Ihr Kunstverständnis

Ein wenig befremdlich wirkt es schon, wenn man so reinkommt. Nicht dass etwas fehlt. Man befindet sich zweifellos in einem Fitnessstudio. Gleich am Eingang links das Regal, in denen große und kleine Plastikbottiche mit Kreatin und anderen Nahrungsergänzungsmitteln stehen. Check. Ein Drehkreuz, das man nur mit einem Chip passieren kann. Check. In Anthrazit und Schwarz gehaltene Maschinen, mit denen der Körper gestreckt, gedehnt, kontrahiert und ganz allgemein in Form gebracht werden kann. Check. Spiegel, in denen man sich betrachten kann. Auch hier alles so weit in Ordnung.
Doch etwas ist anders. Wie in einem karierten Notizblock ziehen sich graue Quadrate über die weißen Wände. Von oben kommt natürliches Licht in den großen Raum. Und anstatt von Darstellungen muskulöser Männer und Frauen gibt es bei den Laufbändern ein Gemälde von einer Eiswaffel mit Hamburger. Direkt gegenüber hängt das Bild einer hundeartigen Figur, die an einem Tresen sitzt und mit einem fast spöttischen Blick die Szenerie beobachtet.
Projekt eines Galeristen und eines Jungunternehmers
Das „Premier Gym“ ist das neue Projekt des bekannten Galeristen und Innendesigners Óscar Florit und des jungen Fitnessstudio-Unternehmers Juan Miró. Hinter der Wache der Nationalpolizei, direkt am ehemaligen Schlachthof s’Escorxador, sollen Galerie und Gym zu einem neuen Konzept verschmelzen.
Im Grunde kann es einen nicht überraschen: Óscar Florit war schon immer einer, der neue Dinge ausprobiert hat. 2016 war so ein Moment. Vier Jahre lang hatte er seine Galerie L21 in einem kleinen Ladengeschäft im Zentrum von Palma geführt. Da beschloss er, sie in eine Industriehalle im Gewerbegebiet zu verlegen. Einige Jahre wurde die große weiße Halle, ganz am Ende einer ungekennzeichneten, langen Einfahrt zu einem regelmäßigen Treffpunkt der Kulturszene.
Nun also die Fitness-Galerie. Wobei die Geschichte laut Florit ein wenig anders geht. Vor ein paar Jahren ging es vom Gewerbegebiet zurück in die Stadt. Eine Weile wurde die Galerie hier weiterbetrieben, dann hatte Florit keine Lust mehr auf große, in Weiß gehaltene Räumlichkeiten. Er baute sein Galerie-Konzept um. Die Räumlichkeiten am s’Escorxador bot er zur Miete an.
Gleich am nächsten Tag habe sich Juan Miró gemeldet. Beim 26-Jährigen liegt der Gym-Betrieb in der Familie. Seit Vater Salvador betreibt seit mehr als zehn Jahren Palmas größtes Fitnessstudio Megasport. Man wurde sich schnell einig. Und gründete eine gemeinsame Gesellschaft. Florit ist fortan für das Innendesign der Sporthalle zuständig. Juan Miró leitet den Betrieb.

Óscar Florit und Juan Miró im „Premier Gym“ vor einem Werk des Künstlers Jordi Ribes. | FOTO: PATRICK SCHIRMER
Kunst für ein breites Publikum
Florit sagt, es gehe darum, Kunst einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Die Galerienszene sei häufig bewusst undurchsichtig. Darunter litten sowohl die Künstler als auch das Publikum. Er verweist auf seinen eigenen Einstieg in die Kunstwelt: „Meine Schwester hat mir vor vielen Jahren zur Hochzeit ein Werk eines mallorquinischen Künstlers geschenkt.“ Es sei das erste Mal gewesen, dass er in eine Galerie gegangen sei. „So bin ich in diese Welt eingetaucht.“ Vielleicht funktioniere das auch mit diesen Werken: „Die nächste Person, die hereinkommt, könnte Interesse an Kunst entwickeln, Lust auf Ausstellungen bekommen, eine Sammlung anlegen.“
Die Werke, die im „Premier Gym“ gezeigt werden, stammen aus der privaten Sammlung Florits. Zu sehen sind Arbeiten von Künstlern wie Guillermo Rubí, Jordi Ribes oder Fabio Viscogliosi. Sie stehen nicht zum Verkauf. „Das hier ist kein Ort für Transaktionen. Es ist ein Ort für den Austausch von Ideen“, erklärt er.
Gesellschaftliche Funktion
Dass so ein Projekt heutzutage funktionieren kann, glauben Florit und Miró, liege auch daran, dass sich das Image und die gesellschaftliche Funktion von Fitnessstudios verändert hätten. „Heute gehen Freunde gemeinsam trainieren, die sich vor einigen Jahren in ihrer Freizeit eher auf ein Bier in einer Bar getroffen hätten“, sagt der Galerist. „Gyms übernehmen immer mehr eine soziale Funktion. Sie sind Orte des Austauschs.“ Auch deshalb wollen es Florit und Miró nicht bei Trainingsgeräten und Kunstwerken belassen, sondern auch regelmäßig Events in der 600 Quadratmeter großen Halle veranstalten.
Für Florit selbst ist das „Premier Gym“ übrigens auch eine Chance, in eine neue Welt einzutauchen. Denn zuvor hatte er noch nie in einem Fitnessstudio trainiert. „Jetzt komme ich dreimal die Woche her.“
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