Palmas Kulturstadtrat Javier Bonet über die Bewerbung als Kulturhauptstadt

Mangelnden Ehrgeiz kann man Kulturstadtrat Javier Bonet (Volkspartei PP) nicht vorwerfen: Der Ehemann von Ministerpräsidentin Marga Prohens setzt sich dafür ein, dass Palma 2031 Europas Kulturhauptstadt wird. Laut dem Vergabeverfahren sind jedes Jahr zwei Länder an der Reihe, Spanien teilt sich die Teilnahme dann mit Malta. Der Titel wird von der EU vergeben, die dazu eine Auswahljury einsetzt. Im Interview mit der MZ erklärt Bonet den Bewerbungsprozess und womit Palma aus seiner Sicht punkten kann. Eine Reihe konkreter Vorhaben ist hier aufgeführt:
Unter den Städten, die mit ins Rennen gehen wollen, sind Granada, Toledo oder Burgos. Was denken Sie über die Konkurrenz – und was macht Palma einzigartig?
Nichts mehr und nichts weniger als die anderen! Jede Stadt, die sich bewirbt, hat Besonderheiten, die sie einzigartig machen. Granada etwa steht für Kulturerbe, Geschichte und Musik. Aber Palma kann es mit ihnen allen aufnehmen. Denn auch wir haben Geschichte, Kulturerbe, Architektur und eine facettenreiche, wunderbare Kunst. Außerdem planen wir bis 2031 eine Reihe von Investitionen, die es anderen schwer machen werden, uns das Wasser zu reichen.
Was sind nun konkret die nächsten Schritte?
Im Dezember 2024 veröffentlichte das BOE (Amtsblatt der spanischen Regierung, Anm. der Red.) die Teilnahmebedingungen für offizielle Bewerbungen zur Kulturhauptstadt. Seither läuft eine Frist von zehn Monaten. In dieser Zeit muss ein sogenanntes „BidBook“ erarbeitet werden, mit dem die Städte ihre Kandidatur präsentieren. Dabei haben sie eine gewisse Freiheit, damit alle zum Ausdruck bringen können, was ihre Stadt besonders macht und warum sie ausgewählt werden sollte. Am 6. März sind wir nach San Sebastián eingeladen, zu einer Versammlung von Vertretern aller spanischen Städte, die sich bewerben möchten. San Sebastián war unsere letzte Kulturhauptstadt im Jahr 2016 und wird dann auch eine Präsentation über ihr damaliges Projekt halten, um uns als Beispiel zu dienen. Im Laufe des Monats März werden wir dann ein multidisziplinäres Team vorstellen, das sich der Bewerbung und dem BidBook widmen wird. Danach geht es an die Arbeit, um vor Ablauf der Frist im Herbst das Ergebnis vorzeigen zu können.
Bei der Kandidatur handelt es sich um ein langfristiges Projekt, das über eine Legislaturperiode hinausgeht. Wie steht es derzeit um Ihre Bemühungen, die Unterstützung vonseiten der Opposition zu bekommen?
Ich halte es für sehr positiv, eine Bewerbung in einer anderen Legislaturperiode einreichen zu müssen als in der, in der der Titel vergeben wird. Das zwingt uns Politiker, zusammenzuarbeiten und uns zu einigen: Falls es einen politischen Wechsel gibt, bleibt eine gewisse Kohärenz bestehen. In den vergangenen 20 Jahren gab es in vielen Ländern während der Bewerbungsphasen politische Wechsel. Daher mag ich nicht glauben, dass Palma eine der wenigen Städte sein wird, bei denen schon entworfene Brücken wieder eingerissen werden. Ich bemühe mich daher sehr, die anderen Parteien ins Boot zu holen. Ich muss Ihnen aber auch sagen, dass nach der ersten Sitzung, bei der ich das Gesamtprojekt vorgestellt habe, drei Parteien – die Sozialisten, Més und Podemos – nichts davon wissen wollten. Vox hat zugesagt, auf den Zug aufzuspringen.
Der Titel Kulturhauptstadt würde den Tourismus ankurbeln, was angesichts der Demonstrationen gegen den Massentourismus ein heikles Thema ist. Polemisch formuliert könnte man sagen: Er ist nur Tourismuswerbung für eine Stadt, in der sich die Künstler selbst das Leben nicht mehr leisten können.
Das ist eine der Behauptungen dieser Parteien. Eine Auszeichnung wie der Titel der Kulturhauptstadt Europas hat ganz offensichtlich eine touristische Komponente. Aber wir verfügen über etwas, das uns von sehr vielen Städten unterscheidet, die in den vergangenen Jahren ernannt wurden: Wir sind bereits jetzt ein touristisches Reiseziel. Es mag, etwa in Italien, Kulturhauptstädte geben, die Urlauber zuvor gar nicht auf dem Radar hatten. Dort spielt die Tourismuswerbung dann eine größere Rolle. In unserem Fall streben wir eine Transformation des Tourismus an. Wir wenden uns an Urlauber, die Interesse an Kultur und an Gastronomie haben, die respektvoll mit der Umwelt, den Bürgern und der Stadt umgehen. Wenn wir eine Auszeichnung dieses Kalibers erhalten, erhöhen wir nicht die Anzahl der Urlauber, sondern verändern ihr Profil.
Sie erhoffen sich durch den Titel mehr EU-Subventionen. Zunächst aber braucht es eigene Investitionen in großem Stil, um eine Chance zu haben, das Rennen zu machen. Wie wollen Sie sicherstellen, dass sich der finanzielle Aufwand für Palma in jedem Fall lohnt und einen nachhaltigen Wert für die Stadtentwicklung hat?
Es gibt Städte, die Infrastrukturen für ein Event bauen, zum Beispiel ein Stadion für eine Fußballweltmeisterschaft. Aber was geschieht danach damit? Bei uns liegt der Fall ganz anders: Wir haben eine Reihe von Investitionen geplant, die wir umsetzen wollen, ob wir Kulturhauptstadt werden oder nicht. Und wir tun das nicht, um Kulturhauptstadt zu werden, sondern weil wir glauben, dass diese Investitionen notwendig sind. Wenn wir damit Kulturhauptstadt werden könnten, umso besser.
Zu den Evaluierungskriterien zählt auch eine „europäische Dimension“ der Bewerbung. Wie soll diese im Fall von Palma aussehen?
Der nächstmögliche Zeitpunkt, für den sich eine spanische Stadt auf den Titel bewerben kann, ist 2031. Das gilt ebenso für Malta. Wir arbeiten seit einiger Zeit mit Malta zusammen, bei verschiedenen Aspekten wie länderübergreifenden UNESCO-Kandidaturen. Auch in Bezug auf Geschichte und Kulturerbe gibt es viele Anknüpfungspunkte. Tatsächlich haben wir eine Reihe illustrer Söhne aus der Familie Cotoner, die Palmesaner waren und nach Malta zogen, um dort zu leben und zu arbeiten (im 17. Jahrhundert, Anm. der Red.). Ich denke, diese Verbindung kommt uns zugute. Wir sind die einzige spanische Stadt unter den Bewerbern, die derzeit mit Malta zusammenarbeitet. Darüber hinaus wissen wir, dass es hilfreich ist, viele Beziehungen auf europäischer Ebene zu haben. Wir arbeiten etwa an einer Kooperation mit der Chopin-Stiftung in Polen. Wir glauben, dass solche Bande innerhalb Europas Pluspunkte für die Kandidatur sind.
Ein Aspekt, der oft über die Vergabe des Titels mitentscheidet, ist die Partizipation der Bürger. Wie wollen Sie den gewährleisten?
Sich als europäische Kulturhauptstadt zu präsentieren, zwingt eine Stadt, innezuhalten und neu darüber nachzudenken, welche Stadt wir haben, welche wir uns wünschen und wie wir dort hinkommen wollen. Allein diese Untersuchungsphase, bei der sich Fachleute und Vertreter verschiedener Bereiche an einen Tisch setzen, ist schon ein großer Schritt. Und eine große Zahl von Menschen wird die Möglichkeit haben, mitzuhelfen und sich bei dem Projekt einzubringen. An der Balearen-Universität gibt es zum Beispiel viele Personen, die das Vorhaben durch ihre Kenntnisse in Geschichte oder in anderen Fachrichtungen bereichern können. Und an der privaten Hochschule Adema, die außerdem einen spezifischen Studiengang in bildender Kunst hat, gibt es sehr viele junge Leute, die sich beteiligen möchten. Aber auch Experten auf Gebieten wie Nachhaltigkeit und Umwelt, die nicht zum festen Team gehören, wollen sich einbringen.
Gibt es auch Pläne für Projekte, die etwa sozial benachteiligte Gruppen einbeziehen?
Noch ist nichts konkret, aber wir haben schon über viele Ideen gesprochen. Wenn das eingangs erwähnte Team erst mit seiner Arbeit begonnen hat, wird es selbst von geknüpften Allianzen mit verschiedenen Vereinigungen aus der Zivilgesellschaft berichten können. Dafür bin ich nicht der Richtige, denn das klare Ziel ist, diese Kandidatur zu entpolitisieren. Es ist die Kandidatur der Stadt, nicht der PP.
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