Aufmerksame Besucher des Kulturzentrums Espai Passatemps in Santa Maria dürften bei diesen Namen ein Déjà-vu haben: Daylene Rodríguez Moreno, Leysis Quesada Vera, Manuel Almenares und Alfredo Sarabia (Junior) – waren das nicht die vier Vertreter einer jungen Garde von Künstlern, die bereits 2022 Teil der Ausstellung zu kubanischen Fotografen vor, während und nach der Revolution waren? Richtig, doch der Fokus ist nun ein anderer: „Damals gab es von diesen vier nur jeweils ein oder zwei Fotos“, sagt der Kölner Stifter und Mäzen Michael Horbach, der den Espai Passatemps unterstützt und häufig mit Werken aus seiner Sammlung bereichert.
Mit „Die neue Generation kubanischer Fotografen/innen“ ist den jungen Talenten nun der ganze Raum gewidmet – insgesamt werden rund 60 Fotografien gezeigt. Die Schau eröffnet am 28. September von 18 bis 19 Uhr und ist dann bis zum Jahresende zu sehen. Zuvor hatte Horbach das Projekt im Jahr 2023 bereits in seinen eigenen Kunsträumen der Michael Horbach Stiftung in Köln gezeigt, 2024 auch im Willy-Brandt-Haus in Berlin.
Nicht vergleichbar mit europäischen Fotografen
Diesen vier Fotografen möglichst viel Aufmerksamkeit zu verschaffen, ist dem Deutschen eine Herzensangelegenheit: „Erstens, weil sie sehr gut sind, und zweitens, weil sie genau das treffen, was mich bei Fotografie so begeistert: das Erzählerische, das Sehen.“ Die Bilder seien nicht vergleichbar mit dem, was europäische Fotografen während eines zweiwöchigen Kuba-Aufenthalts mit ihren Kameras festhalten und die zu „immer gleichen Fotos“ führen: Wer auf Kuba lebt, habe einen anderen Blick und Zugang zu völlig anderen Situationen.
So galt Alfredo Sarabia Senior seinerzeit als berühmtester kubanischer Fotograf und hielt in den 80er-Jahren das Landleben der Insel fest. Über dessen Sohn, Alfredo Sarabia Junior, der ähnliche Themen wie sein Vater behandelt, lernte Horbach die anderen drei Talente kennen. Jedes von ihnen ist in der Ausstellung mit mehreren Serien vertreten. Sarabia Junior ließ etwa eine davon um seinen 60 Jahre alten VW Käfer und die Pandemie kreisen, fotografierte seine drei Söhne, wie sie maskentragend im Innenhof des Hauses auf dem Auto herumsprangen. Eine andere Serie widmet sich einem fatalen Unwetter und dem Wiederaufbau zerstörter Häuser. Manuel Almenares porträtiert indes das belebte Viertel Alt-Havanna mit seinen Menschen und den Labyrinthen aus Licht und Schatten in den Straßen.
Zwei Preisträgerinnen
Besondere Aufmerksamkeit gebührt den beiden Fotografinnen der Schau, Leysis Quesada und Daylene Rodríguez: Sie haben 2023 je zur Hälfte den mit 10.000 Euro dotierten Kunstpreis von Horbachs Stiftung erhalten. „Beide haben je zwei Töchter, und je eine davon macht Ballett“, so der Kölner. So schufen beide unter anderem „wunderschöne Serien über Ballett“. Quesada widmete ihrem Volk zudem die Reihe „Mi gente“, mit eindrucksvollen Aufnahmen, auch von alten, zerbrechlichen Menschen. Und Rodríguez begab sich auf Spurensuche ihrer eigenen Familiengeschichte mit Wurzeln in Nordspanien.
Die Fotos (Format: 40×60 Zentimeter) können für je 400 Euro erworben werden, der gesamte Erlös geht an die Künstler. Das Buch zur Schau kostet 30 Euro.
Espai Passatemps: „Die neue Generation kubanischer Fotografen/innen“, Vernissage: 28. September, 18–19 Uhr, bis 20. Dezember, Di.–Fr. 11–13 Uhr und 18–20 Uhr, Sa. und So. 11–13 Uhr, Carrer Marquès de la Fontsanta, 14, Santa María del Camí.
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